Es ist nie zu spät, neu anzufangen

Privates • 24. Dezember 2025 • Lesezeit: 5 Minuten

Wir werden ja alle nicht jünger - und irgendwie ist das auch gut so. Der Jungbrunnen muss erst noch erfunden werden oder wurde bislang einfach noch nicht entdeckt. Die Zeit schreitet unaufhörlich voran, und gefühlt hat sie das noch nie so schnell getan wie heute. Gerade in der Welt der Technik jagt ein Meilenstein den nächsten. Wir entwickeln Neues, bevor wir das Alte überhaupt richtig verstanden oder hinterfragt haben. Manchmal habe ich das Gefühl, die Welt rennt - und wir müssen entscheiden, ob wir mitlaufen oder stehen bleiben.

Doch eins bleibt in all diesem Tempo unverändert: Das Leben besteht aus Erfahrungen.

Und Erfahrungen kann man nicht lernen, sage ich immer. Man kann sie nur machen. Sie brauchen Zeit, sie brauchen Geduld, sie brauchen Mut - und ja, sie brauchen auch Fehler. Vielleicht sogar besonders viele Fehler.

Mein Start in die IT - mit 38 Jahren

Als ich mit 38 Jahren noch einmal komplett neu angefangen habe, war das kein spontaner Impuls, sondern eine Mischung aus Unzufriedenheit, Mut, Angst, Unsicherheit und einem kleinen Funken Hoffnung. Ich habe mich spät entschieden, in die IT zu gehen. Spät im Vergleich zu anderen, die mit Anfang zwanzig studieren oder eine Ausbildung beginnen. Spät im Vergleich zu denen, die mit 16 schon ihren ersten Server im Keller hatten.

Aber weißt du was? Es war der richtige Moment. Für mich.

Der richtige Moment ist selten der „perfekte“ Moment. Es war der Moment, in dem ich begriffen habe, dass ich entweder weitermache wie bisher - oder dass ich mich verändere. Und Veränderung ist immer unbequem. Sie fordert heraus, sie wirbelt auf, sie macht Angst. Aber sie macht auch wach.

Die Umschulung war hart. Vieles war neu, vieles war kompliziert, vieles hat mich überfordert. Ich habe mich oft gefragt, ob ich das wirklich schaffe. Ob ich nicht zu spät dran bin. Ob die anderen nicht schneller, besser, klüger sind.

Aber jeden Tag habe ich etwas dazu gelernt, jeden Tag ist meine Erfahrung gewachsen - und gleichzeitig ist die Angst ein kleines Stück geschrumpft. Erfahrung kommt nicht über Nacht. Sie wächst leise, unaufdringlich, aber zuverlässig. Jeden Tag ein bisschen.

Du bist nie zu alt für einen Neuanfang

Wir glauben oft, dass bestimmte Wege nur in bestimmten Lebensphasen möglich sind. Ausbildung früh. Karriere mit Mitte 20. Orientierung spätestens mit 30. Und danach? Stillstand?

Nein!

Du bist niemals zu alt, dich weiterzuentwickeln, niemals zu alt, eine neue Richtung einzuschlagen und niemals zu alt für Neugier, Wachstum, Neustart.

Die Wahrheit ist: Viele Entscheidungen trifft man nicht, obwohl man jung ist, sondern weil man bereit ist. Und Bereitsein hat kein Alter.

Ich habe Menschen kennengelernt, die mit über 50 noch einmal umgeschult haben. Menschen, die sich mit 60 selbstständig gemacht haben. Menschen, die mit 45 ihren ersten Code geschrieben haben oder mit 35 den Beruf gewechselt haben, weil sie endlich das tun wollten, was sie erfüllt.

All diese Menschen haben eines gemeinsam: Sie sind losgegangen.

Der Anfang ist schwer - doch mit der Zeit wird vieles leichter

Das Schwierige an einem Neuanfang ist selten das Lernen selbst. Es ist das Gefühl, wieder ganz unten anzufangen. Anfänger zu sein, während andere schon seit Jahren im Thema stecken. Fehler zu machen, die andere längst hinter sich haben. Das eigene Ego, das flüstert: „Das kannst du nicht mehr.“

Vielleicht hast du gerade das Gefühl, festzustecken. Vielleicht sitzt du in einem Job, der dich nicht erfüllt. Vielleicht spürst du in dir etwas, das ruft: „Ich will mehr.“ Vielleicht hast du Angst vor dem ersten Schritt, vor dem Risiko, vor dem Scheitern.

Aber ich kann dir sagen: Scheitern gehört dazu, Fehler gehören dazu, Unsicherheit gehört dazu und genau daraus entsteht Erfahrung.

Niemand startet mit Erfahrung. Niemand kann sie kaufen, downloaden oder auswendig lernen. Erfahrung ist kein Lehrbuch - sie ist ein Weg. Ein Weg, den du nur gehen kannst, indem du ihn gehst.

Mein Appell an dich

Wenn du den Wunsch nach Veränderung spürst, dann nimm ihn ernst. Schieb ihn nicht weg, nur weil du denkst, du seist „zu alt“. Du bist nicht zu alt. Du bist genau jetzt an dem Punkt, an dem du bist, und genau jetzt kannst du entscheiden, wohin du als Nächstes willst.

Ich habe damals mit 38 Jahren begonnen - heute, Jahre später, bin ich froh über jeden einzelnen Tag, an dem ich weitergemacht habe. Nicht, weil es immer leicht war, sondern weil es sich gelohnt hat. Weil jeder Schritt ein Stück Erfahrung war. Weil jeder Fehler mich weitergebracht hat. Weil ich heute da bin, wo ich sein möchte - und weil ich weiß, dass ich längst nicht am Ende meines Weges bin.

Du entwickelst dich ständig weiter. Und vielleicht, ganz vielleicht, ist jetzt dein Moment, neu zu beginnen.