So oder so ähnlich hast du diesen Satz sicher schon einmal gehört oder gelesen. Mach dein Hobby zum Beruf und du hast einen Beruf, der dir immer Spaß macht, in dem du aufgehen kannst und der dir ein Leben lang Freude bereitet. Man sagt, das ist im Grunde das Beste, was dir passieren kann, du wirst bis an dein Lebensende Freude daran haben, glücklich und zufrieden sein. Und im Grunde ist da auch etwas Wahres dran.
Anmerkung:
Dieser Post ist eher privater Natur und sicher nicht für alle gleichermaßen von Interesse daher habe ich mich entschieden, diesen auch in eine eigene Kategorie zu schieben. Ich teile hier meine eigenen, privaten Eindrücke und privaten Erfahrungen die sich nicht mit deinen decken müssen. Bitte halte dir das beim Lesen im Hinterkopf.
Lass mich ein bisschen ausholen, um zu erklären, was ich damit meine.
Ich hatte schon immer Spaß und Freude an Computern. Vom C64 über Amiga und 386er bis hin zur heutigen Computertechnik. Schon in meiner Jugend habe ich mit Freunden angefangen, Computer selbst zusammenzubauen und viel in aktuellen Zeitschriften gelesen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Irgendwann hat das Interesse etwas nachgelassen, weil ich einfach nicht mehr die Zeit hatte, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Die Technik entwickelte sich schneller als ich aufholen konnte.
Ungefähr zu dieser Zeit habe ich angefangen, meine ersten eigenen Webseiten zu programmieren. Dazu fiel mir eines Tages ein HTML-Buch in die Hände, das ich am Ende regelrecht verschlungen habe. Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich wirklich keine Leseratte bin, was Bücher angeht, aber dieses Buch hat es mir wirklich angetan. Mehrere hundert Seiten und ich hatte sofort Lust, es immer wieder zu lesen.
Ich habe mich weiterentwickelt und in meiner Freizeit immer wieder neue Dinge gelernt, die für diesen Bereich interessant waren.
Und da war es: mein Hobby! Ich freute mich, abends nach einem anstrengenden Tag oder am Wochenende nach Hause zu kommen, mich an den Computer zu setzen und zu programmieren, Probleme zu erforschen, Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen. Es war toll, es hat mir immer viel Spaß gemacht und auch wenn ich längst nicht alle Fähigkeiten eines ausgebildeten Entwicklers hatte, hat mich das nie dazu gebracht, aufzuhören.
Heute, viele Jahre später, mache ich genau das beruflich, bin ausgebildeter Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung mit einigen Jahren Berufserfahrung und arbeite im Bereich der Webentwicklung mit verschiedenen Techniken. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und damit mein Wunschziel und "das Beste" erreicht.
Doch gerade jetzt merke ich immer wieder, dass ich am Ende des Tages immer weniger Zeit und Lust habe, mich mit meinen eigenen Projekten zu beschäftigen. Das Coden und auch das Schreiben von Artikeln macht immer noch sehr viel Spaß, keine Frage, aber die Lust, sich nach Feierabend oder am Wochenende immer wieder aufzuraffen und zu motivieren, sich mit den eigenen Projekten zu beschäftigen, hält sich in Grenzen. Manchmal geht es - aber viel zu oft einfach nicht mehr. Nach einem anstrengenden Tag ist man erschöpft, der Kopf ist leer und obwohl viele Ideen im Kopf herumschwirren, fehlt die Motivation, diese umzusetzen oder weiter zu verfolgen.
Das beste Beispiel dafür ist das Upgrade von justBookmarks: Seit über einem Jahr ist das Redesign fast fertig, die neue Domain gekauft, aber ich komme einfach nicht weiter, wie bei vielen anderen Projekten auch.
Und genau an diesem Punkt merke ich, dass ich im Grunde kein Hobby mehr habe, welches als Ausgleich zur Arbeit dienen könnte. Das Hobby, das ich früher hatte und das mir als Ausgleich zum Alltag diente, ist heute mein Beruf, in den ich viel Zeit, Liebe und Motivation investiere.
Ich mag meinen Beruf, er ist toll und ich gehe darin auf, ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit und er erfüllt mich jeden Tag aufs Neue. Es ist abwechslungsreich, ich habe verschiedene Aufgaben und es macht mir immer noch so viel Spaß wie am ersten Tag.
Aber nach der Arbeit gibt es jetzt eine Leere - zu viele Dinge, an denen ich in meiner Freizeit arbeiten möchte, aber die Motivation fehlt einfach. Durch meine Arbeit kommen immer wieder neue Ideen, aber ich schaffe es immer wieder nicht mehr als eine grobe Skizze zu definieren oder eine Kleinigkeit an meinen Projekten zu machen - viel mehr kommt oft nicht dabei heraus aber immer mehr hinzu. Ich habe die Lust verloren, mich neben meiner Arbeit stundenlang in komplexe Situationen zu vertiefen, um daraus meine Motivation zu schöpfen. Nicht grundsätzlich, aber immer wieder und immer mehr.
Ich habe kein Hobby mehr, keine Aufgabe, in die ich mich nach einem anstrengenden Tag hineinsteigern kann. Nichts zu tun, könnte man sagen, obwohl es noch so viel zu tun gibt. Und genau an diesem Punkt muss ich mir ein neues Hobby suchen, aber das ist schwierig, denn die meiste Zeit meines Lebens habe ich mich genau auf das konzentriert, was ich tue. Ich brauche einen neuen Ausgleich, der mir Kraft und Motivation gibt, mich aus der vorgetäuschten Langeweile herausholt und mir letztlich auch ermöglicht, meine privaten Aufgaben konzentrierter und engagierter anzugehen - nicht mehr so zeitintensiv, dafür aber konkreter und zielgerichteter.
Das klingt hier alles vielleicht auch ein Stück weit deprimierend doch das ist es gar nicht, denn es geht mir überhapt nicht schlecht - ganz im Gegeteil. Ich teile hier lediglich meine Erfahrungen und Einschätzungen mit dir, damit du das eventuell bei dir auch berücksichtigen kannst, falls dich das betreffen sollte.
Ich kann dir nur empfehlen, wenn auch du dein Hobby zum Beruf machen willst das unbedingt auch zun tun! Klemm dich dahinter, gib alles und kämpfe auch dafür - verfolge dein Ziel und lass dich auch nicht davon abbringen. Am Ende solltest du aber darauf achten, dass es eben nicht dein einziges Hobby ist.
