Vor etwa einem halben Jahr habe ich mich für meinen persönlichen Blog von WordPress getrennt. Nachdem ich viele verschiedene Lösungen ausprobiert habe, bin ich schließlich bei Bludit gelandet. Ich hatte damals versprochen, etwas ausführlicher darüber zu schreiben und meine Eindrücke und Erfahrungen zu teilen.
Ich benutze Bludit jetzt seit ungefähr sechs Monaten und um es vorweg zu nehmen: Ich bin sehr zufrieden damit.
Bludit und WordPress sind auf den ersten Blick schwer zu vergleichen, da WordPress schon ein sehr mächtiges System mit tausenden von Anwendungsfällen und Möglichkeiten ist. Aber Bludit springt hier in eine Position, die WordPress schon lange vernachlässigt hat und das ist ein sehr einfaches und unkompliziertes Blogsystem.
WordPress ist als einfaches Blogsystem gestartet und war auch für mich eine sehr gute Möglichkeit, ein individuelles Blogsystem aufzusetzen, mit wenigen Handgriffen anzupassen und mit dem Schreiben zu beginnen. Im Laufe der Jahre ist es aber so aufgebläht, dass meiner Meinung nach die eigentliche Idee dahinter immer mehr in den Hintergrund gerückt ist.
Um heute einen Blog mit WordPress zu erstellen und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, braucht man einfach viel mehr als noch vor ein paar Jahren. Hinzu kommt, dass man natürlich immer alle Funktionen hat, ob man sie nutzen will oder nicht. Das führt einfach dazu, dass so viel Zeug dabei ist, was sich z.B. negativ auf die Performance auswirkt, dass man WordPress kaum noch für einen reinen Blog verwenden kann.
Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht und festgestellt, dass die Ladezeit für ein einzelnes Posting extrem langsam geworden ist, ganz zu schweigen von dem Aufwand, der betrieben werden muss, um überhaupt ein Posting zu veröffentlichen.
Es gab eine Zeit, da war WordPress super einfach, leicht einzurichten und man konnte innerhalb von Minuten einen Beitrag veröffentlichen. Ja, das ginge auch heute noch, aber die meiste Zeit bei der Einrichtung verbringt man mit der Auswahl des richtigen Themes und der Installation der notwendigen Plugins. Dabei ist WordPress so aufgebaut, dass man kaum nachvollziehen kann, welche (möglicherweise fremden) Abhängigkeiten man sich damit einfängt. Diese zu studieren und gegebenenfalls an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, ist ohne detaillierte Kenntnisse nahezu unmöglich.
WordPress hat sich weiterentwickelt und der Fokus liegt nun auf der Erstellung von komplexen Webseiten, Shops und Seiten mit umfangreichen Inhalten und hat nur noch entfernt etwas mit einem Blogsystem zu tun.
Wenn man zu diesem Schluss kommt, beginnt man nach Alternativen zu suchen, und ich habe wirklich viele Systeme ausprobiert. Keines hat mir bis zu diesem Zeitpunkt wirklich gefallen und ich war an einem Punkt, an dem ich mir dachte, ich fange an ein eigenes System zu schreiben, das alle meine Anforderungen erfüllt. Allerdings war es utopisch anzunehmen, dass dieses eigene System in naher Zukunft so weit sein könnte, dass ich es benutzen könnte. Also dachte ich mir, ich fange einfach mit einer Art Vorlage an, die ich als Blog nutzen kann.
Auf der Suche nach (Design-)Ideen und Inspiration für meinen Entschluss, einfach alles selbst zu machen, bin ich eher zufällig auf Bludit gestoßen. Nach den Erfahrungen mit anderen Systemen hatte ich eigentlich schon längst die Hoffnung aufgegeben und keine Lust mehr, noch ein weiteres System auszuprobieren.
Doch ich ließ mich locken, denn die Versprechungen auf der Website klangen gut - auch wenn ich anfangs wirklich Zweifel hatte: "Erstellen Sie Ihre Website oder Ihren Blog in Sekundenschnelle. Das einfache, schnelle und flexible CMS".
Bei so einem Slogan denkt man natürlich immer: "Ja, das sagen die alle", aber irgendwie hatte ich schnell das Gefühl, dass es genau das sein könnte, was ich schon immer gesucht habe.Auf der doch sehr minimalistischen Seite lese ich Buzzwords wie "Flat-File", "Themes", "Plugins", "Markdown" sowie "DSGVO", die mir ins Auge fallen.
Also beschloss ich, Bludit eine Chance zu geben und startete es.
Der Download ging schnell (~2.6 MB) und beim Entpacken stellt man zunächst fest, dass die Struktur tatsächlich ähnlich wie bei WordPress ist. Schaut man sich die vorhandenen Ordner an, findet man fast 30 Plugins, die bereits integriert sind, sowie drei verschiedene Themes. Zum Vergleich: Der Download von WordPress liegt derzeit bei ca. 25 MB, ohne Plugins und mit dem Standard-Theme. Entpackt liegt Bludit bei ca. 7,5 MB, WordPress bei 65 - 70 MB.
Da Bludit ohne Datenbank auskommt, ist die Installation wirklich in wenigen Minuten - wenn nicht sogar Sekunden - erledigt. Dateien hochladen, Setup starten, notwendige Informationen eingeben, fertig und schon beim ersten Aufruf fragt man sich "weh teh eff?
Das Laden der Seite verlief bei meinem ersten Aufruf so, als hätte ich eine lokale Datei geöffnet. Auch beim Anklicken einzelner Links oder Unterseiten habe ich kein anderes Gefühl. Es ist einfach super schnell.
Also habe ich angefangen, alle meine Beiträge zu übernehmen, Plugins zu installieren und das Design an meine Bedürfnisse anzupassen. Nach ungefähr einer Stunde war ich fertig. Bei der Installation der Plugins kam ich manchmal in Konflikt, da es anscheinend zwei verschiedene Versionen von Bludit gibt, was mir nicht ganz klar war und auf meiner Seite für Verwirrung sorgte.
Nach ein paar Tagen des Herumspielens und Ausprobierens, des Installierens und Deinstallierens von Plugins und Themes usw. kam ich immer besser damit zurecht. Doch dann machte ich eine Entdeckung, die ich von WordPress noch nicht kannte: Das System war immer noch so schnell wie am ersten Tag. An diesem Punkt war ich gefangen und der Gedanke, das alles selbst zu machen, war längst verworfen. Für mich war klar, dass es kein Zurück mehr zu WordPress geben würde.
Ich möchte aber auch betonen, dass das hier Beschriebene für meinen Anwendungsfall gilt und meine Erfahrungen bezüglich der Geschwindigkeit subjektiv sind. Ich bin mir aber sicher, dass Bludit für einen Blog, bei dem der Schwerpunkt auf Text und ein paar Bildern liegt, in Sachen Performance und Usability deutlich besser ist als WordPress.
Was für den einen oder anderen ein Nachteil sein könnte, ist die Anzahl der verfügbaren Themes und Plugins. Hier hat WordPress natürlich die Nase vorn und ist deutlich besser aufgestellt. Aber wie oft war man bei der Suche nach einem WordPress-Theme schon an dem Punkt, dass man ein tolles Theme gesehen hat, es herunterladen wollte und dann gesehen hat, dass das Theme 99$ kostet, obwohl die ganze Zeit von "free themes" die Rede war? Ich glaube, das hat jeder schon mal erlebt. Bei Buldit sind alle Themes und Plugins kostenlos (und ich glaube auch OpenSource, aber das kann ich nicht mit Sicherheit sagen), soweit ich das bisher gesehen habe. Erstaunlicherweise hat man aber gar nicht so sehr das Bedürfnis, zig davon installieren zu wollen, weil vieles einfach schon da ist.
Für mich steht fest, dass ich mein System gefunden habe und zwar so, wie ich es mir vorgestellt habe, wie ich es auch selbst entwickelt hätte (abgesehen von Themes und Plugins). Mein Anwendungsfall - das Erstellen und Pflegen eines kleinen Blogs - ist damit erfüllt und ich bin wirklich sehr zufrieden damit.WordPress hat sicher seine Daseinsberechtigung und kann für spezielle Anwendungsfälle sicher sinnvoll und nützlich sein - aber für meinen nicht mehr.